Etwa 200 Menschen waren am 1. April beim Frühjahrsputz in der Hansestadt Stendal auf den Beinen. Die Freiwilligen-Agentur Altmark e.V. und die Engagierte Hansestadt Stendal hatten gemeinsam dazu aufgerufen, öffentliche Flächen von Verschmutzungen und Unrat zu befreien. „Insgesamt haben wir schon eine saubere Stadt“, sagte Oberbürgermeister Bastian Sieler am Morgen auf dem Marktplatz, es gebe aber zunehmend die Mentalität, „ich schmeiß das jetzt hier hin, irgendeiner räumt das schon weg.“ Anschließend reinigte er gemeinsam mit einer Gruppe von Freiwilligen das Pflaster des Marktplatzes von Zigarettenkippen.
Die angesprochene Mentalität bereitete den Engagierten, die sich mit der Vermüllung ihres Lebensumfeldes nicht abfinden wollen, viel Arbeit. Und mehr als einmal fiel dabei das Wort „Sauerei“. Zum Beispiel im Möringer Weg, wo unter aufblühenden Sträuchern unter anderem Farbeimer und jede Menge Reste privater Renovierungsarbeiten abgelegt wurden. Der SPD-Ortsverein Stendal, der schon im Vorjahr im Möringer Weg aktiv war, stellte hier eine Zunahme der Müllmenge fest. Die tatkräftige Unterstützung durch ukrainische Frauen, die ältesten von ihnen über 80 Jahre alt, war mehr als willkommen.
Müll einfach in die Landschaft gekippt
Nicht besser sieht es auf der „Uenglinger Seite“ des Möringer Weges aus, berichteten Freiwillige aus dem Ortsteil, die jede Menge Unrat aus der angrenzenden Feldmark herausholten – soweit es ihnen möglich war. Eine Uenglinger Familie stieß mitten in der Landschaft auf eine illegale, weiträumig verteilte Müllkippe, eine Mischung aus Hausmüll und Beton-Bruchstücken. Sogar ein Foto mit Kindern und beschriebene Hefte lagen obenauf – die Umweltsünder fühlen sich offensichtlich, von der Dreistigkeit ihres Tuns abgesehen, auch vor Strafe sehr sicher. Die Beräumung solcher Ansammlungen übersteigt freiwilliges Engagement. Dafür gibt es die Müllmelder-App der Abfallentsorgungsgesellschaft, die an dieser Stelle zum Einsatz kam.
Das sind nur einige von vielen Orten, an denen die Frühjahrsputzerinnen und -putzer dem Egoismus ihrer Mitmenschen fassungslos gegenüberstanden. Aufgeräumt wurde u.a. auch an der Promenade zwischen Uenglinger Straße und Feuerwehr-Gelände (dort gesellte sich Landrat Patrick Puhlmann zeitweise dazu), entlang der Uenglinger Straße und am Friedhof, auf den Straßen um den Markt und auf dem Winckelmannplatz, in Stendal-Stadtsee in der Nähe der Bahnstrecke, am Bürgerpark, im Dahrenstedter, Uenglinger und Borsteler Weg, am Dahlener Kiessee und in der Heerener Straße parallel zur ICE-Strecke. Auch in den Ortschaften Wahrburg, Uenglingen, Borstel und Staffelde/Arnim wurde am 1. April zum Frühjahrsputz aufgerufen. Die Stendaler Stadtwerke räumten bereits am Tag zuvor mit Freiwilligen rund um ihr Kraftwerk, am Umspannwerk Stadtsee und an einigen Trafostationen auf. In der Kleinen Markthalle in Stendal und im Gemeinschaftshaus Staffelde wurde ebenfalls schon im Vorfeld geputzt.
Internationale Unterstützung beim Aufräumen
Beteiligt haben sich insgesamt etwa 200 Freiwillige, Einzelpersonen, kleine Gruppen aus Freunden und Bekannten, Familien (einmal wurde sogar der Besuch aus Brandenburg und Baden-Württemberg mit eingespannt), Initiativen und Vereine (Freunde treffen Freunde, Fridays for Future, Kinder- und Jugendclub Aviva der Johanniter-Unfall-Hilfe, Lions Club, Rettungshunde Altmark e.V., SPD-Ortsverein Stendal, Stendaler Anglerverein). Gemeinsam befreiten sie die Landschaft vom „üblichen“ herumliegenden Abfall wie Papier, Flaschen, Glassplittern, Tüten, Dosen und Unmengen von Zigarettenstummeln, trugen aber u. a. auch Reifen, alte Fliesen, Farbeimer und diverse andere Behältnisse, Fußbodenbelag und Teppichreste, Dachpappe, Metallteile, Fahrradteile, Möbelstücke, Elektrogeräte (u.a. Toaster, Nähmaschine, Waschmaschine) Kleidungsstücke, Vorhänge, Koffer, Kabel und Verpackungsmüll zusammen.
Nach getaner Arbeit waren die Helferinnen und Helfer, darunter Menschen aus der Ukraine, aus Syrien, Afghanistan und dem Iran, zu einem gemeinsamen Mittagessen auf dem Marktplatz eingeladen, das der DRK-Kreisverband „Östliche Altmark“ vorbereitet hatte. Es gab eine leckere vegetarische Gulaschsuppe. Die Rechnung zahlte die Stendaler Wohnungsbaugesellschaft SWG. Dank gilt außerdem der Firma FEFA, der Hansestadt Stendal und der Abfallentsorgungsgesellschaft des Landkreises Stendal für die Bereitstellung bzw. Finanzierung von Arbeitsmaterial sowie dem städtischen Bauhof für das Einrichten der Sammelpunkte und den Abtransport des Mülls nach der Aktion.
Haben wir jemanden vergessen? Fotos und Infos zur Aktion senden an info@fa-altmark.de!