Sachsen-Anhalts Landesrabbiner Daniel Fabian gab am Dienstag, 20. September, in der Kleinen Markthalle Einblicke in hohe Feiertage des Judentums. Anlass dafür war die Interkulturelle Woche. Während für Christen der Jahreswechsel noch mehr als ein Vierteljahr Zeit hat, steht das Neujahrsfest Rosch Haschana für Menschen jüdischen Glaubens kurz bevor. Es beginnt bereits am Abend des kommenden Sonntags (25. September) und läutet eine ganze Reihe hoher Feiertage ein.
Zehn Tage nach Rosch Haschana, das der Landesrabbiner als Tag der inneren Einkehr beschrieb, an dem die eigenen Taten auf den Prüfstand gestellt werden, folgt der Fasten- und Versöhnungstag Jom Kippur. Fünf Tage später beginnt das Laubhüttenfest (Sukkot). Als Symbol für den göttlichen Schutz auch unter freiem Himmel bauen sich Jüdinnen und Juden einfache Hütten mit einem Dach aus Blattwerk und anderem Naturmaterial, durch das die Sterne noch zu sehen sein müssen. Sieben Tage lang verbringen sie so viel Zeit wie möglich in der Hütte. Am achten Tag beginnt das Schlussfest, bei dem die Tora im Mittelpunkt steht. Daniel Fabian erklärte, wie im Laufe der Feiertage die Beziehung zu Gott erneuert wird und erzählte von Ritualen, die damit verbunden sind. Der Jahresanfang zum Beispiel sei „mit einer Art Weckruf an uns selbst“ verbunden, den der Rabbiner mit dem traditionell verwendeten Widderhorn demonstrierte.
Neben dem Interesse des Publikums an jüdischer Religion und Kultur blieben politische Fragen nicht aus. Angesprochen auf den Konflikt zwischen Israel und Palästina, antwortete Daniel Fabian: „Ich wünsche mir einfach nur Frieden“ und bekam dafür Applaus. Ein Gast thematisierte den Anschlag auf die Hallenser Synagoge an Jom Kippur 2019. Der Rabbiner beschrieb seinen Schock und seine Betroffenheit darüber, dass dabei zwei Menschen ums Leben kamen. Noch mehr als solche furchtbaren Einzeltaten besorge ihn jedoch die zunehmende Ausbreitung antisemitischer Ressentiments in der Bevölkerung.